Bonn – Wellensittiche, Papageien und andere Vögel gehören zu den beliebtesten Haustieren in Deutschland. Doch wer seinen Vogel zu häufig mit Leckerlis verwöhnt, riskiert, dass das Tier irgendwann zu viele Pfunde auf den Rippen hat. Das kann dramatische Folgen für die Vögel haben.
Fettleibigkeit ist eines der häufigsten Probleme bei Vögeln, die im Haushalt gehalten werden, erklärt Verena Wirosaf. Sie ist Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Häufig sind Fehler in der Haltung oder Fütterung dafür verantwortlich.
Einerseits müssen sich die Tiere zu selten ihre Nahrung selbst beschaffen und andererseits werden sie zu fett- oder kohlenhydratreich ernährt, erläutert der Tierarzt Lukas Reese von der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz.
Allerdings fällt eine Gewichtszunahme bei Vögeln meist erst spät auf, sagt Wirosaf. Nur massives Übergewicht ist auf den ersten Blick erkennbar. Vögel sollten auf jeden Fall regelmäßig gewogen werden, um eine Abweichung des Idealgewichtes schnell zu erkennen. Anzeichen für Übergewicht sind außerdem schweres Atmen und immer selteneres Fliegen.
Reese, der selbst in einer auf Vögel spezialisierten Praxis arbeitet, rät zu regelmäßigen Tierarztbesuchen, bei denen das Blut des Haustieres überprüft wird. Besonders da einige Arten, wie beispielsweise der Graupapagei, äußerlich gar kein Fett ansetzen, sondern direkt eine Fettleber entwickeln. Außerdem kann der Tiermediziner untersuchen, ob eine Krankheit die Ursache für das Übergewicht ist. Überflüssige Fettpölsterchen machen die Tiere ohnehin anfälliger für bestimmte Krankheiten und Infektionen.
Häufig tauchen nach Meinung der Experten auf dem Speiseplan zu viele Leckerlis und zu wenig Frischfutter auf. Auch die Portionen sind oft zu groß, betont Wirosaf. «Viele Halter denken, sie tun ihrem Tier etwas Gutes, wenn sie es mit den handelsüblichen Leckereien versorgen», sagt Gabriele Rejsek vom
Verein der Wellensittich-Freunde Deutschland. Diese sind aber oft Kalorienbomben.
Ist der Vogel erst einmal zu dick, hilft nur eine Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung. Zwar gibt es keinen allgemeingültigen Ernährungsplan, da jede Vogelart andere Ansprüche hat. Die Futtermenge muss jedoch auf den Kalorienbedarf der jeweiligen Art abgestimmt sein, erklärt Wirosaf. Bei der Einstellung können der Tierarzt oder ein Blick in die Fachliteratur helfen.
Generell ist eine gute Mischung aus Trocken- und Frischfutter zu empfehlen. Das Trockenfutter kann entweder aus einer Körnermischung oder aus sogenannten Pellets bestehen. Einige Vogelarten wie Wellensittiche brauchen jedoch viele Kräuter, Gräser und Gemüse, während andere Vögel eine fett- und obstreiche Ernährung bevorzugen, erklärt Reese.
Leckerlistangen oder Kolbenhirse sollten aufgrund ihres hohen Energiegehaltes nicht oder nur sehr selten verfüttert werden. Auch stark zuckerhaltiges Obst darf nur in Maßen verfüttert werden. Die Gewichtsabnahme sowie die Futterumstellung sollten jedoch nur langsam und Schritt für Schritt erfolgen.
Doch übergewichtige Vögel müssen nicht nur weniger Kalorien zu sich nehmen. Halter sollten auch für Bewegung und Möglichkeiten zum Freiflug sorgen. Der Tiermediziner Reese rät beispielsweise davon ab, den Napf mit dem Futter in den Käfig zu stellen. Vögel sind es gewöhnt rund 90 Prozent ihres Tages mit der Nahrungssuche zu verbringen. Wenn das Futter jedoch den ganzen Tag frei verfügbar wenige Zentimeter entfernt steht, wird den Tieren langweilig. Dies kann zu Aggressionen, Federrupfen oder anderen Verhaltensstörungen führen.
Besser ist es, die Nahrung und Leckerlis zu verstecken. Die Verstecke können zum Beispiel in Gitterbällen oder Papprollen sein. Auch spezielle Spielzeuge, die man selber basteln kann, und Klettermöglichkeiten können die Vögel in Bewegung bringen.
Fotocredits: Verein d. Wellensittich-Freunde,Andrea Warnecke,Alexander Heinl
(dpa/tmn)
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